Kämpferin für die Menschenrechte – Ruth Weiss in Aschaffenburg unvergessen

Kämpferin für die Menschenrechte – Ruth Weiss in Aschaffenburg unvergessen

Aschaffenburg, wo ihre Familie einst das Kaufhaus Löwenthal besaß, fühlte sich Ruth Weiss zeitlebens verbunden. Ihren 100. Geburtstag feierte sie in unserer Stadt mit einem Schulfest in der nach ihr benannten Realschule. Am 5. September 2025 ist sie im Alter von 101 Jahren in Aalborg in Dänemark gestorben. Die Kommunale Initiative (KI) trauert um die Schriftstellerin und Zeitzeugin des Holocaust, die engagierte Humanistin und unermüdliche, wahrhaftige Kämpferin für Menschenrechte und gegen jeden Rassismus.

1924 wurde sie als Ruth Löwenthal in einer jüdischen Familie in Fürth geboren. Schon unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers begannen die sich steigernden Feindseligkeiten der Nazis. Nur knapp entkamen Ruth und ihre Familie 1936 an Bord der „Tanganjika“ eines der letzten Fluchtschiffe, nach Südafrika, wo das Schiff im Hafen von Ossewabrandwag mit „Juden raus“ – Rufen empfangen wurde.

 „Ruth Weiss wuchs in einem Land auf, in dem nicht mehr der gelbe Stern, sondern die schwarze Farbe der Haut das Brandzeichen des Opfers war“, schrieb die südafrikanische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Nadine Gordimer über sie. Kaum dem Rassenwahn der Nazis entkommen, wurde sie an ihrem Zufluchtsort mit der hässlichen Realität des Apartheid-Systems konfrontiert. Obwohl selbst in bedrückenden, ärmlichen Verhältnissen lebend und noch unter dem Trauma der in Deutschland erlittenen Verfolgungen leidend, verschrieb sie sich sogleich dem Kampf gegen die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung durch das südafrikanische Apartheidsystem. Ruth Weiss stand dabei in engem Kontakt zu vielen führenden Persönlichkeiten der afrikanischen Freiheitsbewegungen und lernte so auch Nelson Mandela noch kurz vor dessen jahrelanger Einkerkerung kennen. In Afrika wurde sie zu einer der wichtigsten weißen Stimmen im Kampf gegen den Rassismus. 

Das Vorwort von Silvia Löhrmann (Staatsministerin a.D. und Antisemitismusbeauftragte von NRW) zu ihrem Buch „Erinnern heisst handeln“ ist auf der Seite der Ruth-Weiss-Gesellschaft veröffentlicht. Dort lesen wir: „Ausführlich beschreibt sie ihre Erlebnisse in Israel und Palästina und nimmt mutig Stellung zum aktuellen Krieg, verweist auf ihre Erfahrungen in einem damals geheimen Versöhnungsprojekt mit Südafrika, das schwarze und weiße Südafrikaner informell 1987-92 in der ‚Cold Comfort Farm‘ in Simbabwe an einen Tisch brachte, – ein mögliches Vorbild?
Sie hat sich journalistisch mit dem Konflikt in Nordirland und auch mit Kurdistan befasst und gibt wohlüberlegte Ratschläge, wie Versöhnung möglich sein kann.

Wohlgemerkt: Vorbild für Versöhnung, nicht für einseitige Diffamierung von völkerrechtlich legitimiertem Widerstand!

Die KI wünscht, dass die offiziell Verantwortlichen der Stadt sich den Buchtitel von Ruth Weiss noch viel stärker zu Herzen nähmen. Die AschaffenburgerInnen dürfen jedenfalls stolz darauf sein, dass eine Schule in unserer Stadt den Namen dieser großen Humanistin und Menschenrechtlerin trägt und so an die Verpflichtung jedes Einzelnen erinnert, stets für die Werte einzutreten, denen Ruth Weiss ihr Leben gewidmet hat.

ki-ab

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